Bad-Salzuflen, d. 2.III.45

  Liebe Josi!
Der 1. und der 2. März sind zwei
denkwürdige Tage in meinem Leben.
Gestern mittag erreichte mich die Nachricht
von meiner Mutter, daß unser Heim in
Dortmund vollständig zerstört ist. Meine
Eltern hätten nichts mehr retten können.
Sie hatten nur das noch, was sie im Bunker
anhatten. Ich kann es noch nicht fassen,
daß ich nun auch nichts mehr habe als
das, was ich hier habe und noch etwas im
Sauerland. Meine sämtlichen Bücher u.s.w.
alles ist verbrannt. Ich habe nur einige
hier, mit denen ich Examen mache. Es ist
nicht zu ändern. Dortmund kann ich
streichen. Am 20.II. abends um 10:30 ist
es passiert. Meine Eltern und meine Tante
waren im Bunker, der auch einen Treffer
bekommen hat. Aber sie sind noch lebend
herausgekommen. Am anderen Tage, nachts
um 12 sind sie in Berge angekommen.
Mehr weiss ich auch noch nicht, weil ich erst
einen Brief bekommen habe.
  Und heute habe ich Deinen Brief bekom-
men, über den ich mich herzlich freue. End-
lich hast Du Dich doch gerührt und mir
geantwortet. Du hast den richtigen Ton getroffen.
Den Brief, den Du meiner Mutter geschrieben
hast, hat meine Mutter nach hier geschickt.
Daraufhin habe ich einen Brief an Herrn Pastor
geschrieben. Und als Du auch dann noch nichts
hören ließest, habe ich Dir die Karte geschrieben,
die mir selbst lächerlich vorkommt. Unsere
Verbindung war doch ganz abgebrochen. Deshalb
wollte ich es nochmal von hinten herum versu-
chen. -- Nun gut, jetzt schreibst Du mir ja
wieder. Endlich ist der Bann gebrochen. Was
vorher war will ich vergessen. Ich hoffe, daß
Du das auch kannst. Der heutige Tag ist
noch durch ein drittes Ereignis denkwürdig.
Das sollst Du aber erst später erfahren. Du
weisst ja, ich liebe die Überraschungen.
Herzliche Grüße sendet Dir   Franz.

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Blatt 1/2 von 1945.03.02 Brief Franz an Josi



Blatt 2/2 von 1945.03.02 Brief Franz an Josi