Nr. 4. O.U. d. 14.III.45
Meine herzliebste Josi!
Empfange die süssesten Grüsse allabendlich von
Deinem Franzel. Wenn ich auch nicht gerade
jeden Abend schreiben kann, so denke ich doch
jeden Abend an Dich, meine geliebte Josi. Wenn
ich zum Beispiel in den nächsten Tagen O.v.D. (das
heisst: Offizier v. Dienst) habe, dann kann ich vielleicht
nicht schreiben. Wir machen hier also einen
vier wöchigen Lehrgang mit, nach dem wir zum
Unterarzt befördert werden. Danach kommen wir
in Lazarette. Aber in drei Wochen ist schon
Ostern. Dann wird unser Lehrgang wohl noch nicht
zu Ende sein. Wir beide werden wohl die Verlo-
bung etwas verlegen müssen. Aber Liebste, mir
ist es schließlich gleich, an welchem Tage wir uns
offiziell verloben. Vielleicht ist es besser, wenn wir
Pfingsten nehmen. Es richtet sich etwas danach, wie
ich Gelegenheit habe, nach Wewelsburg zu kommen.
Der Krieg geht auch bald zu Ende. Dann ändert sich
auch alles und wann wir uns dann wiedersehen, das
weiss Gott allein. Ich bete auch von jetzt ab jeden
Tag für Dich. Und ich bitte Dich, mich auch in
Dein Gebet einzuschließen. Aber ich hoffe, daß ich
meine Papiere noch in Sicherheit bringen kann. Gestern
habe ich Dir geschrieben, daß ich meine sämtlichen Papiere
hier habe, mein Approbationsurkunde und die übrigen
Papiere, die ich beim Staatsexamen notwendig hatte.
Eine Abschrift von der Approbation sende ich nach
Ahden. Wenn Du mal zu meiner Kusine kommst,
dann kannst Du sie Dir mal besehen. Für heute
Abend will ich schließen. Entschuldige meine
Schrift. Ich habe mir selbst einen Federhalter gemacht.
Ich kann mich noch nicht an ihn gewöhnen.
Heute abend empfange die herzl. Grüße und Küsse
von Deinem Dich herzlich liebenden
Franz.
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