Berge den 24.Juni 1946
       Mein lieber Franz!
  da mir die lb. Josefa schrieb, du würdest
bald entlassen, so habe ich gestern dir einen Brief
geschrieben. Nun haben wir aber heute deinen
lb. Brief, den du auf dem frohen Pfingsttag
geschrieben hast, erhalten. Die Bäume sind fast
immer bei uns (woschlöffen?), weil zuviel Men-
schen kommen und um ein Butterbrot oder
Kartoffeln bitten. Ich war an der Viehtränke, da
klopfte es schlimm und Pappa hielt deinen
lb. Brief in der Hand, und rief mir zu, „Franz
hat geschrieben”. Mein lb. Franz, wir hatten solange
keine Post von dir, da graute es mir oft vor
den Augen. Du kannst dir wohl denken mit
welcher Freude ich hier heute Abend sitze und
meinem lb. Franz ein Briefchen schreibe.
Die lb. Josefa hatte ja auch schon solange gewartet,
dann gibt es eine große Freude, wenn mann
ein Briefchen bekommt, das es dir noch immer
gut geht. Worüber ich mir immer Sorgen machte
wirst du wohl in Briefen gelesen haben, daß
du auf einmal auf den Gedanken kommst
und wärest ausgerückt, das stellte ich mir
dann immer so vor, so ging es mir dann
auch, wo wir keine Post von dir erhielten.
Wo ich nun weiß, daß du in Geduld aushalten
willst, bin ich beruhigt. Du bist doch in Allem
so un(...?), lasse alles über dich ergehen

da kommst du am weitesten mit. Einmal
kommt die Kunde, wo wir uns wiedersehen,
wir haben nun solange ausgehalten, es gilt
noch länger, der liebe Gott weiß ja was gut
für uns ist, er hat uns schlimm geschlagen
und doch sind, und wollen wir treu bleiben.
Wenns mal ans (...?) geht zu bauen
dann wird er uns wohl treu zur Seite
stehen und uns allen die Gesundheit schenken.
Uns gehts noch gut und vieles müsste ich dir
noch mitteilen, aber vielleicht erreicht dich
dieser Brief nicht mehr, nun es wäre zu schön,
wenn du auf einmal da ständest.
Mein lb. Franz, deine Uhr habe ich vorigen
Herbst von (.....?) schon mitgebracht, und
das (...?) will ich öffnen, hier hat sich ein
Haushatsgeschäft mit Eisenwaren aufgetan,
da will ich hingehn, und mal sehn, was ich für
das gute (....?) kann. In Dortmund kann
mann vielleicht besser kaufen, ich komme
ja sonst nirgends hin. Es hat ja alles noch
Zeit (..?)ung, die Lebensweise muß noch besser
werden deshalb mein lb. Franz nur die Uhr
bewahren und deine Nerven, ich kann
verstehen, daß dir das Leben auch dort schwerfällt,
bete wenns garnicht mehr zum aushalten ist,
denn das muß ich auch hier, dann wird die
Arbeit leichter. Samstag schreibe ich dir wieder,
bis jetzt habe ich jede Woche einen Brief geschrieben.
                        Deine Mamma.

download klein.pdf gross.pdf (bitte etwas Geduld)

Blatt 1/2 von 1946.06.24 Brief Gertrud Franz



Blatt 2/2 von 1946.06.24 Brief Gertrud Franz