Sonntag, d.25.8.64. Liebe Mutter! Deinen lieben Brief vom 13.Aug. habe
ich diese Woche mit Freuden erhalten. Die Hauptsache ist, daß es Euch noch gut geht. Mir
geht es auch noch gut. Ja, ich kann froh sein, daß ich gerade vor Toresschluss fertig
geworden bin. Denn nach einer solchen Gefangenschaft könnte man schlecht wieder
anfangen. Aber viele müssen so wieder anfangen. Josi schrieb mir, daß alle, die
in Bad-Salzuflen Examen gemacht hätten und die Papiere noch hätten, das Examen nicht
nachzumachen brauchen. Daß einige Briefe von Dir wieder zurückgekommen sind,
liegt wohl an der Post. Da war sicher damals ein großes Umorganisieren. Die Post geht
ja über Paris und Frankfurt. Unsere Adresse ist jetzt auch einfacher. Den Brief
von Ahden, in dem Du geschrieben haben willst, was Agnes hatte, habe ich nicht bekom-
men. Die ganze Post, die ich bekomme, hebe ich auf. Es ist schon ein dickes Paget ge-
worden. Wegen Krankheit brauchst Du keine Angst zu haben. Seit der Mandelentzün-
dung damals in Brüssel habe ich nie mehr eine schwere Erkältung gehabt außer in Kückelheim.
Und wenn ich irgendetwas merke, gehe ich ins Lazarett. Wegen der kleinsten Kleinigkeiten gehen
manchmal Leute ins Lazarett. Und auch hier haben wir ja alles. Material, Arzneimittel und
Verbandstoffe sind alle genug vorhanden. - Wenn der Probst mich anforden kann, soll er es tun.
Jetzt hoffe ich, daß Ende September hier Schluss ist. Aber man weiss nichts Genaues. - Ich habe
ganz vergessen, Papa zum Geburtstag zu gratulieren. Grüße ihn auch von mir. Er soll mal etwas für mich
tun. Es grüßt Dich ganz herzlich Dein an Dich denkender Franz.
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