Nr.6. Ostern 1946
Metz, d. 3.6.46 erhalten
Mein liebster Franz!
Heute abend, am 1. Ostertag, empfange die
allerherzlichsten Grüße von Deiner Josi.
Geliebter, wie hast Du diesen Tag verlebt?
Mit mir war es recht mäßig. Auf einen
Ostergruß von Dir habe ich vergebens
gewartet. Das liegt ja sicher an der Post.
Deinen Brief vom 16. März werde ich wohl
nicht mehr bekommen.
Heute habe ich den ganzen Tag noch nicht
gesessen. Man hat so immer seine Arbeit.
Am Nachmittag war ich mit den Kin-
dern spazieren. Morgen nachmittag fahre
ich sehr wahrscheinlich zu Bekannten
nach Halingen b. Langschede. (mit dem Fahr-
rad) Darauf freue ich mich. Vorgestern
mittag rief mich der Schnittker (Vikar
Kloppenburg) an. Ob ich ihn nicht besuchen
wollte. Ich durfte hin. Ich war auch sonst in
der ganzen Zeit nie raus. In Schwerte war es
wirklich nett. Ich wußte garnicht, daß der
Schnittker so nett sein kann. Morgen früh fei-
ert er in Geisehe die hl. Messe. Da treffen wir
uns dann noch einmal.
Dienstag in 1 Woche geht es Richtung
Heimat. Ich bin so entsetzlich müde. Immer
das alte Lied. Gute Nacht!!
d.23.4.46
Franz, mein Geliebter!
Nun will ich aber endlich diesen Brief
weiter schreiben. Gestern kam ich erst spät
von Halingen zurück. Es war dort so schön, da fühlt
man sich gleich wie zu Hause.
Hoffentlich bringt mir der Briefträger morgen
einen Brief von Dir. Liebster, ahnst Du es
nicht wie sehr ich immer darauf warte? Du bist
doch nicht böse, daß ich immer mit Blei
schreibe!? Ich kann es beim besten Willen nicht
ändern. Achte doch bitte nicht so auf solche
Kleinigkeiten. Ich kann allerdings auch nicht
leugnen, daß mir ein sauber u. schön ge-
schriebener Brief auf gutem Papier lieber ist,
als so ein Brief wie ich ihn in letzter Zeit
schreibe. Aber die Hauptsache ist u. bleibt doch
der Inhalt. Wenn ich erst wieder zu Hause
bin, habe ich mehr Zeit für Dich. Hoffentlich
kommst Du dann auch bald. Hast Du
von Deiner Mutter noch keinen Brief?
Happen Vater ist auch gestorben. Nun
ist Mia ganz allein. Hanna ist sehr viel
bei ihr. Wenn Jupp aus der Gefangenschaft
kommt, wird Mia das Feld räumen müssen.
Das Erbfolgegesetz bleibt bestehen. Edith ist
ja ein Luder.
Die Bahnfahrt ist seit 1.4. verdoppelt. Ab
1.5. wird sie noch um 50% erhöht.
Sonst hätte ich Deine Mutter mal besucht.
Aber Du kommst ja bald. Gibt das ein
frohes Wiedersehen. Otto hofft täglich auf
seine Entlassung.
Artschwager hat sich auf Anraten des Arbeits-
amtes um eine Stelle als Nahrungschemiker
in Siegen beworben. Hoffentlich klappt das.
Seine Frau bleibt bei uns wohnen. Es gefällt
ihr gut bei uns u. Unsere mögen sie gut leiden.
Alles was Artschwagers an Möbeln u.s.w. haben,
gehört ja uns. So eine Aufnahme wie bei uns
werden sie woanders nicht finden.
Geliebter, wie geht es Dir? Erhälst Du auch alle
meine Briefe? Ich muss noch nach Hause
schreiben. Gute Nacht!
In Sehnsucht u. Liebe grüßt Dich
Deine Josi.
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