32.                           Wewelsburg, d. 21.Aug. 1946
                                  Metz, d. 31.8.46.

      Geliebter!
            Gestern erhielt ich 2 Briefe von Dir, Nr. 10
u. 11. Meine Enttäuschung wirst Du Dir vorstellen
können. Wir müssen wohl noch recht lange aufeinander
warten. Das Warten ist mir nicht leicht. Ich kann
mir denken, daß es Dir fast unerträglich ist. Ich kann
mich sehr gut in Deine Lage versetzen u. mir Deinen Ärger
u. Kummer mit den Leuten gut vorstellen. Daß die Leute
die unmöglichsten Dinge anstellen um nach Hause zu
kommen ist klar. Für Dich wird das oft schwer sein
u. Du wirst in manchen Konflikt geraten. Liebster, sei
stark, einmal wird doch diese böse Zeit ein Ende für Dich
nehmen. Laß die Hoffnung nicht sinken. Als ich Deine Briefe
gestern erhielt, war ich erst ganz verzweifelt. Heute ist mir
schon etwas besser. Liebster, denk beim Beten auch immer
an mich. Ich vergesse unser Gebet an keinem Tag.
Ich soll Dir Neuigkeiten aus dem Dorf schreiben. Da weiß
ich nicht viel. Das Gemeinschaftshaus steht noch da wie
früher u. erfüllt seinen alten Zweck. Die Polen, die jetzt endlich
weg sind, hatten oft Tanz in dem Haus. In dem kleinen Häuschen
wohnt der Dr. Trauboth. Im Anfang war er mir wohl sympathisch
aber jetzt ist schon lange alle Sympathie für ihn gewichen.
Er kommt mir vor wie so ein schnodderiger Berliner. Er u. auch
seine Frau sind furchtbar eingebildet. Sie können alles brauchen.
Hamstern ist ihre starke Seite. Grüßen kann „Sie” nur dann
wenn sie etwas haben will. -
In den neuen Gebäuden u. Baracken von Marx wohnten zuerst die
Tommies, jetzt sind nur noch wenige hier, die wohnen in der
Waldsiedlung. Oben im Lager waren bisher Polen, die sind nun
weg. Ich weiß nicht was nun kommt. Metternichs Schloß ist
auch von den Polen beschlagnahmt. Metternichs wohnen in
Barthels Villa. Sauerländers Onkels Haus ist auch von Polen
beschlagnahmt. In Paderborn, Büren u. anderen Städten mußten
ganze Straßen für die Tommies geräumt werden. Die Burg sieht
furchtbar aus. Es stehen nur noch die Außenmauern. Genau so
oder noch viel schlimmer ist es mit den beiden großen Gebäuden
die dazu gehörten. Nur den Keller im Wachhaus will man wieder
in Stand setzen.
Der Saake lebt so in seinem alten Stil weiter.
Was Agnes von Ahden hatte, habe ich vergessen. Es war auf
alle Fälle eine Unterleibsgeschichte. (wenigstens meine ich das)
In Ahden war ich noch nicht wieder. Daß Deine Mutter gut
von mir schreibt freut mich sehr. Übrigens hat sie mir die
Armbanduhr schon versprochen. Ich habe lange keine Post von
ihr. Sie wird wohl bald wieder nach Ahden kommen.
Agnes wollte gern nach Haus.
Das Büchelchen von Bergengruen will ich mir mal wieder

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Blatt 1/2 von 1946.08.21 Brief Josi an Franz



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